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  Gottheit
 

  Vom Mäusefänger zur Gottheit



Im Alten Ägypten wurde der Sonnengott Ré als Skarabäus, Falke, Widder und auch als Katze abgebildet.
Ein Sargtext aus dem ägyptischen Totenbuch Kapitel 17 lautet:

„Ich bin der große Kater, zu dessen Seite der Feigenbaum in Heliopolis gespalten wurde in jener Nacht des Handgemenges, da man die Rebellen inhaftierte, an jenem Tag, da man die Feinde des Allherrn vernichtete.“

Dieser „große Kater“ ist der Sonnengott selbst; Heliopolis ist sein Hauptkultort. In einem altägyptischen Totenbuch gibt es hierzu die Illustration: der Sonnengott Ré schneidet mit einem Messer der Apophis-Schlange den Kopf ab. (Siehe auch Ausschnitt aus dem Papyrus Bild links). Es wird hier dargestellt, wie der Sonnengott die Finsternis vertreibt. Einige Wissenschaftlicher interpretieren es aber anders: die Schlange ist das Symbol für die Feinde, und deren Vernichtung wird durch die Darstellung des Tötens mit einem Messers verdeutlicht.
 
Weitere Beispiele für die Identifikation des Sonnengottes Ré mit einem Kater:
 
„Ich bin der große Kater, der am Platz der Wahrheit ist, aus dem das Licht erstrahlt“ (Kap. 151 Ägyptisches Totenbuch)
 
„Lobpreis dir, Sonnengott, mit hoher Macht, großer Kater, der die Götter schützt, der urteilt, Oberhaupt des Gerichtes, an der Spitze der abgeschirmten Höhle, denn du bist der Leichnam des großen Katers.“ (Sonnenlitanei – „Das Buch der Anbetung des Sonnengottes im Westen“)
 
„Ich habe den Himmel zusammen mit dem Kater durchquert“ (Sargtext Spruch 204).
 




Nicht nur der Sonnengott, sondern auch seine Tochter Bastet wurde als Katze abgebildet: erst wurde sie als Löwin, ab dem Mittleren Reich als weibliche Katze und Ende des Neuen Reiches als katzenköpfige Frau dargestellt.
Bastet galt als Quelle der Fruchtbarkeit, sie schützte das Haus. Als Mondgöttin wurde sie mit den Mondphasen in Verbindung gebracht.


Der Kult um Bastet erreichte ca. 950 v.Chr. seinen Höhepunkt: Pharao Sheshonk machte die Göttin zur offiziellen Gottheit in seinem Königreich. Östlich des Nildeltas errichtete er einen Tempel in der Stadt, die ihren Namen trug: Per Pastet – das Haus der Bastet; die Griechen nannten die Stadt Bubastis.

Der Historiker Diodor (1. Jh. v. Chr.) beschreibt ein luxuriöses Leben der Tempelkatzen:  sie wurden von vornehmen Männern gepflegt und umhegt,sie bekamen nur erlesene Speisen, wurden gebadet und mit edlen Ölen gesalbt. Auch das Liebesleben kam nicht zu kurz, zur Paarungszeit gab es für die Kater Katzendamen und für die Katzendamen Katerkavaliere.
 


Aber nicht nur für die Oberschicht des ägyptischen Volkes, sondern auch für den Durchschnittsbürger war die Katze ein heiliges Tier. So beschreibt es der griechische Geschichtsschreiber Herodot (ca. 500-424 v.Chr.):

„Obgleich Ägypten an den Grenzen Libyens liegt, ist es doch nicht sonderlich reich an Tieren; aber alle, die es dort gibt, gelten als heilig und einige werden in den Häusern gehalten, zusammen mit den Menschen, andere nicht.“ (Herodot II,65)

„Wenn in einem Hause eine Katze stirbt, scheren sich alle Hausbewohner die Augenbrauen ab; und wenn ein Hund stirbt, so scheren sie sämtliche Körper- und Kopfhaare. Die toten Katzen werden nach der Stadt Buastis gebracht, einbalsamiert und in heiligen Grabkammern beigesetzt.“ (Herodot II,66).

Der Glaube an die Seelenwanderung war vielleicht mit ein Grund, dass die Katze verehrt und vergöttert wurde. In den Aufzeichnungen von Herodot ist zu lesen:
„Auch waren die Ägypter die Ersten, die die Unsterblichkeit der Seele lehrten. Wenn der Leib stirbt, geht die Seele in ein anderes, gerade geborenes Lebewesen ein, und wenn sie durch alle Landtiere, Wassertiere und Vögel gewandert ist, geht sie wieder in den Leib eines neugeborenen Kindes ein. Dieser Kreislauf dauert 3000 Jahre (Herodot II, 123).

Vielleicht war ja auch gerade dies der Grund, dass eine Katze nicht getötet werden durfte. Denn wer tötet eine Katze, in der vielleicht die Seele eines Familienmitgliedes weiterlebt?





Verstorbene Katzen wurden einbalsamiert und in einer feierlichen Zeremonie auf dem Katzenfriedhof bestattet.

Wer genug Geld hatte, leistete sich eine Pilgerfahrt nach Bubastis, um dort seine Katze zu bestatten.
(Rechts Bild einer Katzenmumie, zu sehen im Louvre Paris)
 


Das Image ändert sich

Bei den Römern war sie keine Gottheit mehr. Es gab nur wenige Katzen und die konnten sich nur wenige wohlhabende Familien leisten. Die Katze galt als Luxustier und Statussymbol.
 
Als Mäuse- und Rattenfänger wurde sie nach wie vor geschätzt – aber das war es dann auch. Von Verehrung und Vergötterung war keine Rede mehr – ganz im Gegenteil: der ägyptische Katzenkult wurde kritisiert und verurteilt.  





Die Katze finden wir auch in der der germanischen Mythologie:

Freya galt als Göttin des Lebens und des Todes, der Schönheit und Liebe und vor allem der Fruchtbarkeit. Ihr Wagen wurde von dem fruchtbarsten aller Haustiere gezogen: der Katze.
Wer eine Katze bei sich zu Hause hatte, dem war der Segen der Göttin gewiss.


Freya verfügte über Zauberkräfte, die durch das von Zwergen geschmiedete Halsband verstärkt wurden. Diese magischen Kräfte sollten ihr bald zum Verhängnis werden.
 




Im Christentum wurde die Katze weder verehrt noch geschätzt. Sie konnte aber ein gutes kätzisches Leben führen.
Geschätzt wurde ihre Gegenwart nur in Klöstern und von Einsiedliermönchen -brachten sie doch ein wenig Abwechslung in die Einsamkeit.

Für die Katze war es eine ruhige Epoche: man ließ sie in Ruhe, und sie lebte ihr Leben. Alles war friedlich. Doch dieser Zeitabschnitt war nur von kurzer Dauer:
Ägypter, die sich zum neuen Glauben bekannten, sahen in der Katze ein heidnisches Symbol, das beseitigt werden musste.
Schlimme Zeiten sollten für die Katze folgen: Zeiten des Umbruchs, der Wandlung, der Verdammnis!


Bildnachweise :
Sonnengott Ré als die "Große Katze"
s. Bildquelle von John Bodsworth
Zwei Bastet-Statuen
s. Bildquelle von John Bodsworth
Zwei Ägypterinnen Foto privat  Knaurs Konversationslexikon 1934
Katzenmumie
s. Bildquelle von Greudin
Göttin Freya
s. Bildquelle von Bloodofox
Einsiedlerkloster
s. Bildquelle von Juanjo0905




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