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  Gesandte des Teufels
 

Auf dem Weg in die Verdammnis

Verurteilt




Das Christentum breitete sich aus und fand immer mehr Anhänger. Man betrachtete den ägyptischen Kult  argwöhnisch, kritisierte und verspottete die  Verehrung von heiligen Tieren. Ein Beispiel für diese eher feindselige Haltung ist dieser  Auszug aus einer Satire des römischen Dichters Juvenal:


"Wer weiß es nicht, mein Volusius Bithynicus, was für ein Zeugs von Göttern so dumm Ägypten verehrt? Krokodile vergöttert der,ein and’rer erbebt vor dem schlangengemästeten Ibis.
Golden erglänzt das Bild vom heiligen Cercopithecus, wo an des Memnon Säul’ hell tönen die magischen Saiten und wo Theben, so alt, mit den hundert Toren zerstört liegt.
Katzen verehren sie dort, hier Fische des Flusses, und ganze Städte verehren woanders den Hund, kein einz’ger Diana. Zwiebel und Lauch mit dem Zahn zu entweih’n, ist Frevel und Sünde:Wahrlich, ein heiliges Volk, dem so in den Gärten die Götter!“

(Juvenal, Satire 15)








Heidnische Religionen sah man nicht gern und verdrängte sie.  Der Thron der Götter wackelte.

Freya, die Göttin der Schönheit und Fruchtbarkeit, wurde zur Dämonin und die bislang vergötterte Katze zur teuflischen Kreatur verdammt.

Ja, die Katze ist ein Geschöpf des Teufels, es konnte gar nicht anders sein, denn wie war es sonst zu erklären, dass die Augen der Katze nachts leuchteten?

Und nur ein teuflisches Wesen verführt in der Öffentlichkeit den Kater und paart sich ungeniert. Solch eine Kreatur musste ausgerottet werden.








Wehe dem, der eine Katze zuhause hatte. Ein guter Christ folgte den Geboten der Kirche und jagte die Katze aus dem Haus. Tat er dies nicht, musste er mit einer Strafe - der Exkommunizierung und  dem Ausschluss aus der Kirche rechnen. Er wurde damit dem Satan  übergeben, genauso wie es der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an Tiomotheus geschrieben hatte:


"Schon manche haben die Stimme ihres Gewissens mißachtet und haben im Glauben Schiffbruch erlitten,darunter Hymenäus und Alexander, die ich dem Satan übergeben habe, damit sie durch diese Strafe lernen, Gott nicht mehr zu lästern."
(1 Tim 1,19-20)


 
 
 


Das Ganze verschärfte sich mit der Inquisition.

Papst Gregor IX. beschreibt in seiner Bulle„Vox in Rama“ sexuelle Rituale einer Ketzergruppe aus „Alamannia“:



„Im Anschluss daran legen sie sich nieder zum Gastmahl,und ist dies beendet, und haben sie sich wieder erhoben,steigt von einer Säule – die sich im allgemeinen in diesen Schulen befindet - rückwärts ein schwarzer Kater herab- mit erhobenem Schweif, groß wie ein mittlerer Hund,dieser wird zuerst vom Neuling, sodann vom Meister,danach, je nach Rang, von den anderen auf die Hinterbacken geküsst,sofern sie würdig sind und vollkommen“.

Päpstliche Inquisitoren waren unterwegs, um vermeintliche Ketzer ausfindig zu machen, sie zu foltern und, wenn sie hartnäckig blieben oder um ihre Seele zu erlösen, zu verbrennen. Nicht jeder stand zu seinem Glauben, sondern gab unter Folter solche, aber in Wirklichkeit nie stattgefundene Rituale zu. Hatte die Kirche also doch recht – war die Katze mit dem Teufel im Bunde?
 
 
 
 



Alles wurde getan, um das Volk hiervon zu überzeugen.
Der Mönch Berthold von Regensburg hatte es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht Ketzer zu verfolgen. In seinen Predigten erzählte er mit einfachen aber für das Volk einprägsamen Worten vom Unheil, das Ketzer und Katzen mit sich bringen.
Er leitete das Wort „Ketzer“ von dem Wort „Katze“ ab und stellte auch gleich eine Gemeinsamkeit fest:beide seien falsch, heimtückisch und schmeichelten sich bei den Menschen ein!

In einer Predigt beschreibt er den Atem Katze wie folgt:

„Der Atem, der aus ihrem Halse geht, ist Pest; und wenn sie Wasser trinkt und es fällt eine Träne aus ihren Augen, so ist die Quelle verdorben. Jeder der fortan aus ihr trinkt, erfährt den gewissen Tod.“
 
 



Verteufelt



Menschen verfolgten, jagten und schlachteten Katzen.

Und es kam noch schlimmer mit den Hexenverfolgungen (13.-18 Jh.) Vermeintliche Zauberer und Hexen sah man als das Handlanger des Teufels an - waren sie ja nur dafür da, um die Christen vom rechten Weg abzubringen! Sie mussten verfolgt, verurteilt und bestraft werden. 

Die Katze erklärte Papst Innozenz VIII. 1484 offiziell zum „heidnischen“ Tier:

„Die Katzen sind Geschöpfe und Gestalten des Satans. Allen voran die schwarzen Katzen können nie genug leiden!“




Außerdem glaubte man, dass sich Hexen, um ihre Schandtaten zu verdecken, in Katzen verwandeln konnten.

Tausende Katzen nagelten die Vollstrecker an Türen oder Bäumen, warfen sie von Türmen, rösteten sie an Spießen.
Verbrannte man eine Hexe, wurde ihr vierbeiniger Begleiter mitverbrannt.

Das Quälen und Hinrichten von Katzen war so zu einer Belustigung auf vielen Volksfesten.
Ein Spektakel war auch das Verbrennen von Katzen am Johannistag wie zum Beispiel in Aix-en-Provence undin Paris. Für den Ursprung dieser Verbrennungen findet man in der Literatur zwei Angaben: Verbrennen von Knochen toter Tiere zur Vermeidung von Infektionen oder das Verbrennen der „heidnischen“ Katzen, wohl deshalb, weil „heidnische“ Türken die Knochen Johannes des Täufers verbrannt hatten.

Der damals dreijährige Dauphin Ludwig (später König Ludwig XIII.) verbot 1604 diese Verbrennungen in Frankreich.
Anderenorts ging der „Brauch“ weiter. In Ypern zum Beispiel warf man bis zum Jahr 1817 zur Sonnenwende weiter Katzen von Türmen, und sie stürzten in den Tod. Erinnert an diese Traditon der Katzenopferung wird seit 1983 - aber dieses Mal mit Plüschkatzen!


Die Katze wurde auch zum Sündenbock für Katastrophen und Krankheiten:
fiel die Ernte schlecht aus – gab es eine Mäuse- und Rattenplage – forderte die Beulenpest viele Menschenopfer – schuld war immer sie: die Katze.
Ob ohne Ausrottung der Katzen auf bis zu 10% ihres Bestandes die Rattenplage und somit die Seuchen hätte verhindert werden können?  Natürlich gibt es hierzu keine verwertbares Zahlenmaterial um diese Frage zu beantworten.

Einigen Katzen gelang es ihren Peinigern zu entkommen. Sie zogen sich zurück, blieben für sich, wurden scheu und machten um den Menschen ein großen Bogen.

Bildnachweise:

Ägyptischer Priester
s. Bildquelle von Kürschner
Katze mit Leuchtaugen von Privat Miezi-Maus
Wandmalerei Teufel
s. Bildquelle von Morburre unter Creative Commons Lizenz CC-SA 3.0
Papst Gregor
s. Bildquelle von GDK
Schwarzer Kater von privat Sonja
Hexenrichtung
s. Bildquelle
aus der Wickiana (Sammlung des Johann Jakob Wick, Zentralbibliothek Zürich)



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