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  Epilepsie
 
 
Epileptische Krampfanfälle und Epilepsie
(griech: epilept, epileps= befallen, überraschen)
 


Was ist ein Krampfanfall ?

Wenn Katzen sprechen könnten, würden sie wie Menschen auch von „Blitzen“ oder einem „Gewitter“ im Gehirn berichten. Wie kommt das zustande?
Durch eine Funktionsstörung im Gehirn arbeiten zentrale Nervenzellen (Neuronen) gesteigert und geben unkoordinierte elektrische und chemische Signale ab. Sie entladen sich gleichzeitig im Gehirn oder in einzelnen Gebieten. Man spricht von einem generalisierten oder fokalen Anfall. Bei der Katze kommt so zu Muskelkrämpfen.
 
Arten des Anfallsleiden (Epilepsie)
  • primär idiopathische  Epilepsie -  Ursache ist nicht feststellbar, wird häufig vererbt
  • sekundäre symptomatische Epilepsie aufgrund: Erkrankungen des Gehirns wie z.B. Tumor, Gehirnhautentzündung, Schlaganfall, Missbildungen oder anderen Erkrankungen, wie z.B. Stoffwechselerkrankungen


Arten der Anfälle:


1. Generalisierter epileptischer Anfall mit folgenden Stadien:

Aura
Die Katze ist verändert. Sie kann unruhig sein oder den Kontakt zu ihrer Bezugsperson suchen.

Grand mal (Iktus; lat.= der Schlag)
Die Katze fällt auf die Seite, kann dabei schreien, verdreht die Augen, verliert das Bewusstsein und krampft.
Sie verliert die Kontrolle über Darm und Blase. Auch kann eine Kiefersperre bestehen (Vorsicht: Zungenverletzungen!)

Postiktale Phase (nach dem Anfall)
Die Katze ist benommen, desorientiert, das Bewusstsein kehrt langsam wieder zurück. Sie kann jetzt aggressiv sein, aber auch ängstlich.
Diese Phase kann von unterschiedlicher Zeitdauer sein. Meist hat die Katze einen außergewöhnlichen Hunger (beim Anfall werden sehr viel Kalorien verbraucht).
Es können Bewegungsstörungen auftreten.
Danach ist die Katze wieder "normal"



2. Partielle Anfälle

Die vorgenannten Symptome verlaufen schwächer und sind oft als solche schwer zu deuten. Sie zeigen sich in: Zucken einzelner Muskelpartien, Fliegenschnappen, glasiger Blick, Rennanfälle (nicht zu verwechseln mit den typischen "5 verrückten Minuten", in denen sie hinter einer unsichtbaren Beute hinterherjagd und sich sonst ganz unauffällig verhält. Das ist normal und gehört zum Katzenalltag!).,

Generalisierte Anfälle kommen bei der Katze seltener vor. Meist handelt es sich um partielle Anfälle.
Die Anfälle können bei beiden Arten unterschiedlich ausgeprägt sein. Die zeitliche Dauer eines Anfalles beträgt meist 2 bis 10 Minuten; es kann auch zu Anfällen von 15 Minuten kommen.

Ein "Status epilepticus" liegt vor, wenn Anfälle nicht aufhören oder innerhalb weniger Stunden erneut auftreten. Hier ist sofortige Hilfe durch den Tierarzt erforderlich.



Diagnostik

Ist die klinisch-neurologische Untersuchung normal, so wird man meist abwarten, ob es zu weiteren Anfällen kommt. Bei weiteren Anfällen werden dann folgende Untersuchungen durchgeführt werden

  • Blutuntersuchung einschließlich Labor zu Glukose, Calcium, Leberenzyme, Gallensäure, Nierenwerte, Ammoniak, Gesamteiweiß) und Urinuntersuchung,um festzustellen, ob Infektionen oder Stoffwechselerkrankungen vorliegen. Meist wird auch zum Ausschluss einer Schilddrüsenerkrankung der T4-Wert bestimmt.
  • Röntgen von Bauch und Brustkorb
  • EKG,ggf. Herzultraschall zum abklären einer kardialen Erkrankung
  • Elektroenzephalographie (EEG)
  • Liquoruntersuchung (Gehirn- und Rückenmarksflüssig)
  • Computertumographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT)
Es macht keinen Sinn, beim ersten Anfall die gesamte Diagnostik durchzuführen. Es kann sich ja um einen einzelnen Krampfanfall handeln und da wären vor allem EEG, Liquor, CT und MRT unnötig, weil sie für die Katze nur Stress bedeuten würden.


Therapie:

Liegt eine sekundär symptomatische Epilepsie vor, so wird die Ursache behandelt (z.B. beim Vorliegen einer Stoffwechselerkrankung).

Bei der idiopathischen Epilepsie, bei der man ja die eigentliche Ursache nicht kenn,  besteht die Therapie in der  Verabreichung von antikonvulsiven Medikamenten in Form von Tabletten  (Wirkstoffe: Phenorbarbital, Diazepam, Kaliumbromid), die meist lebenslang erfolgen muss. Diese Medikamente sollen die unkontrollierte Nervenaktivität und somit die Anfälle unterdrücken, oder sie zumindest von der Schwere und Häufigkeit her vermindern. Meist wird der Wirkstoff Phenobarbital verabreicht.

Um festzustellen, ob die Dosis der Medikation richtig ist oder ob sie korrigiert werden muss, wird im Allgemeinen nach 2 bis 3 Wochen der Blutspiegel bestimmt.

Für den weiteren Therapieverlauf ist es wichtig, ein "Anfalls-Tagebuch" zu führen. Hier werden

- Datum
- Dauer
- Schwere des Anfalles
- äußere Umstände


notiert. Diese Angaben sind für die Einstellung und später bei Anfallsfreiheit für eine mögliche  Reduzierung der Dosis für den Tierarzt sehr wichtig.

Was kann man tun, wenn ein Anfall auftritt?

Ruhig bleiben - das ist sehr wichtig.
Die Katze nicht festhalten, aber sie vor Verletzungen schützen.
Ruhig mit der Katze sprechen.

Lärm, Änderung der Lebensgewohnheiten der Katze, Änderungen in der Wohnung etc. bedeuten für die Katze Stress und sollten vermieden werden; Stress kann unter Umständen einen Anfall auslösen.


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