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  Aspergillus felis
 

Aspergillus felis


Aspergillus felis sp.nov. wurde von der Tierärztin Prof. Dr. Vanessa Barrs (University of Sidney) und Kollegen entdeckt. Die neu entdeckte Schimmelpilzart kann Katzen, Menschen und Hunde infizieren und zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. Die Studie wurde in der Online-Fachzeitschrift Plos one am 14.06.2013 veröffentlicht.


Die Welt der Schimmelpilze 

Pilze zählen in der Systematik der Lebewesen zum Regnum Fungi (Pilzreich). Der Aspergillus (Gießkannen-Schimmel) gehört zur Gattung Fungi imperfecti. Als Fäulnisbewohner ist er ein wichtiges Glied im Kreislauf der Natur (Zersetzung organischen Materials). Gezielt wird er vom Menschen in der Lebensmitteltechnik (z.B. Blauschimmelkäse) und der pharmazeutischen Industrie (Penicillin-Herstellung aus dem Schimmelpilz Penicillium notatum) eingesetzt.  

Nicht alle Schimmelpilze sind harmlos. Einige, wie zum Beispiel Aspergillus flavus, Aspergillus niger, Aspergillus fumigatus , sind pathogen (krankmachend). Vor allem bei immungeschwächten Menschen können sie Allergien, Mykosen und andere Erkrankungen auslösen, die aber mit modernen Antimykotika gut behandelbar sind.

Der am besten dokumentierte pathogene Schimmelpilz ist der Aspergillus fumigatos. Nachgewiesen wurde er bei Menschen und Hunden. Bei Katzen war die Befundlage anders. Weltweit waren bis vor wenigen Jahren nur wenige Fälle dokumentiert.

Aspergillose bei Katzen 

Die Aspergillose ist eine Pilzinfektion. Bei Menschen treten neben Allergien Infektionen der Lunge auf. Bei der Katze werden meistens  Nase und Nasennebenhöhlen befallen. Die Sporen des Schimmelpilzes werden mit der Luft eingeatmet, setzen sich in der Schleimhaut fest und beginnen zu wachsen. Aspergillus-Infektionen können kleine Infektionen auslösen und es kommt zu einer Rhinosinusitis ( = sinu-nasale Aspergillose - SNA) die mit Antimykotika gut behandelbar ist. Die Infektion kann aber auch invasiv sein und Knochengewebe der Nasennebenhöhlen zerstören. Der Pilz kann sich so weiter ausbreiten und erreicht die Augenhöhle. Es kommt oft zu einem Vorfall von Nickhaut und Augapfel (= sinu-orbitale Aspergillose - SOA).  Über das Blut kann der Pilz auch zum Gehirn und anderen Organen verteilt werden.
Die Prognose bei SOA ist schlecht, da die Therapie mit Antimykotika oft nicht anschlägt.
 

Entdeckung des Aspergillus felis 

Dr. Barrs behandelte 2006 drei Katzen mit SOA. Sie waren an ungewöhnlich schweren Pilzinfektionen der Nasenschleimhaut und Nasennebenhöhlen erkrankt. Bei allen drei Katzen hatten sich tumorähnliche Wucherungen in Augen- und Nasenhöhlen gebildet. Die angelegten Kulturen bestätigten die Infektion mit Aspergillus fumigatus. Da die mit Antimykotika durchgeführte Therapie zu keiner wesentlichen Besserung führte, hatte Dr. Barrs den Verdacht, dass es sich um einen unbekannten Erreger handelt.  

In den folgenden 6 Jahren untersuchten Barrs und ihr Team 23 Katzen, die an einer Pilzinfektion der oberen Atemwege erkrankt waren. Während bei der SNA eine Infektion mit A. fumigatus vorlag, wurde die SOA durch andere Schimmelpilzarten aus dem A. fumigatus-Komplex ausgelöst.

Im Gegensatz zu Infektionen mit A. fumigatus waren Infektionen mit anderen Aspergillusarten resistent gegen Antimykotika. (Quelle: Studie “Sinonasal and sino-orbital aspergillosis in 23 cats“ The Veterinary Journal 2012 , Band 191, Ausgabe 1 Januar 2012 Seite 58-64) 

Die Suche ging weiter. In einer weiteren Studie wurden 19 isolierte Pilzstämme von an Aspergillose erkrankten Katzen,jeweils ein Isolat von einem an Aspergillose erkrankten Menschen und Hund sowie ein Isolat aus einer Raumlufprobe untersucht. Die durchgeführten Analysen ergaben, dass der neue Erreger "Aspergillus felis"

  • sich im Gegensatz zu den Spezies A. udagawae und A. aureola nicht nur asexuell sondern auch sexuell vermehren kann
  • im Gegensatz zu A. viridinutans, dem er ähnelt, eine Umgebungstemperatur von bis zu 45 Grad C toleriert (A. Viridinutans toleriert eine Temperatur bis 42 Grad C)
  • leicht mit seinem Verwandten A. fumigatus verwechselt wird
  • im Unterschied zu anderen Arten des A.fumigati-Komplexes durch molekulare Analysen gut zu identifizieren ist
  • bei immungesunden Katzen nachgewiesen wurde
  • einen immungeschwächten Menschen und Hund infizierte 
  • aus einer Raumluftprobe aus Deutschland isoliert wurde 
  • mit Polyen-und Azole-Antimykotika nicht zu behandeln ist, sondern nur auf Medikamente der Wirkstoffgruppe Echinocandine reagiert
  • den Namen von seinem ersten Wirt - der Katze - hat.

Es bleibt abzuwarten, was in weiteren Forschungen festgestellt wird.

Wir sollten jetzt aber nicht denken, dass jeder Schnupfen unserer Samtpfote eine Infektion mit diesem Pilz ist. Meist handelt es sich um eine virale oder bakterielle Infektion. Schimmelpilzinfektionen sind bei Katzen relativ selten (vergl. auch S. 194, Krankheiten der Katze, Horzinek, Schmidt, Lutz, Enke Verlag, 4. überarbeitete Auflage)


Quellen:

Aspergillus felis sp. nov., an Emerging Agent of Invasive Aspergillosis in Humans, Cats, and Dogs

Bildnachweis:
Aspergillus fumigatos Autor: Dr. David Midgley unter Creative Commons LizenzAttribution - Share Alike 2.5 Generic (CC BY-SA 2.5)



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