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  Evolution
 

Die Vorkatze


 
Was für den Menschen der Vormensch, der Australopithecus war, war für die Katze die Vorkatze, der Miacis.
Er lebte vor rund 60 – 50 Millionen Jahren und war ein wieselartiger Pflanzenfresser mit einem Gebiss aus Reiß- und Schneidezähnen. Dank einziehbarer Krallen war er ein guter Kletterer.



Etwa 15 Millionen Jahre später folgte ihm der Dicnitis.
Ungefähr so groß wie ein Panther erlegte er mit scharfen Reißzähnen mühelos seine Beute.



Der Nächste in der Ahnengalerie war der Säbelzahntiger. Seinen Namen hatte er wegen seiner bis zu 20 cm großen säbelartigen Eckzähne, mit denen er zwar furchterregend aussah, aber nicht kraftvoll zubeißen konnte. Wissenschaftler fanden anhand fossiler Schädelfunde und einem Computersimulationsprogramm heraus, dass seine Kiefermuskulatur viel zu schwach war, um mit den Zähnen ein Beutetier minutenlang festzuhalten. Wahrscheinlich hat der Säbelzahntiger die Beute mit den kräftigen Vorderpfoten umklammert und sie dann mit einem Biss in den Hals getötet. Irgendwann gab es für ihn keine Beute mehr – der Säbelzahntiger starb aus.

Im Laufe der weiteren Evolution entwickelten sich:Großkatzen (Tiger, Löwe,Leopard),Kleinkatzen (Luchs, Ozelot) und Wildkatzen.

 


Die Wildkatzenart „Felis silvestris lybica“ (Falbkatze) entstand vor rund 25 Millionen Jahren. Wissenschaftler rätselten, ob unsere Hauskatze von dieser oder einer anderen Wildkatzenart (Felis silvestris silvestris, Felis silvestris ornata, Felis Catus) abstammt.
Gelöst wurde dieses Rätzsel im Jahr 2007:  britische Wissenschaftler verglichen Gene von Hauskatzen aller Kontinente  mit denen von Wildkatzenlinien und Katzenmumien. Die DNA-Analyse ergab, dass unsere Hauskatzen von der Falbkatze abstammen und sie nicht in Ägypten sondern im Nahen Osten entstanden sind.
Interessant ist, dass sich in den letzten 100.000 Jahren das Erbgut der Katze nicht wesentlich verändert. Ob dies der Grund ist, dass sie auch heute ihrem Urtrieb folgt? 
 
 
 
Erste Annäherung
 
 
Der französische Wissenschaftler Jean-Denis Vigne und seine Kollegen vom Muséum national d’Histoire naturelle entdeckten auf Zypern das Grab einer Katze, die vor ca. 9500 Jahren v.Chr. neben dem Grab ihrer Angehörigen bestattet worden ist. Dieser im Jahr 2004 bestätigte Fund ist der älteste Hinweis für das Zusammenleben von Mensch und Katze.
 
Von den frühen Kulturen gibt es nur wenige Knochen-und Zahnfunde (Jericho 8000 vor Chr., Pakistan 2000 v. Chr.). In Ur (Irak) fand man ein Siegel aus dem 3. Jt., auf dem ein Mann mit einer Kleinkatze dargestellt ist. Ein Ziegel mit dem Pfotenabdruck einer Katze wurde in der Ruinenstadt Chana Dauro (Pakistan) gefunden. Man datiert die Herstellung dieses Ziegels auf 4500 v.Chr.
 



Das Zeichen für Katze/Kater = Miut/Miu in den Pyramiden der V. und VI. Dynastie (2300 v.Chr) ist der erste Hinweis für das Leben der Falbkatze in Ägypten. Darstellungen des Katzenkörpers findet man in den Pyramiden der X. Dynastie. 

Eindeutige Hinweise für das Zusammenleben der Katze sieht man auf Abbildungen aus dem „Neuen Reich“ (1550 – 1070 v.Chr): sie sitzen unter Stühlen, fressen aus Schüsselchen, tragen ein Halsband.  






Eine Freundschaft bahnt sich an



Für die meisten Wissenschaftler begann die Domestikation in Ägypten. Der Nil war nicht nur wegen seiner Fische eine wichtige Lebensgrundlage. Jährlichen Nilüberschwemmungen bescherten reiche Ernte. Blieben sie aus,  war die Ernte mager – Hungernöte standen bevor. Deshalb füllte man Speicher mit Getreide um auf diese Notlage vorbereitet zu sein.
Gefüllte Kornspeicher wurden zum Schlaraffenland für Mäuse, Ratten. Auch die Falbkatze erkannte, dass nirgends so schnell Beute zu machen ist, und schlich um die Kornspeicher herum. 
 
Schnell merkten die Ägypter, dass die Falbkatze ein guter Jäger ist und was lag näher, als sich sie zum Freund zu machen: man lockte sie näher an die Häuser, und die Katze ging Tag und Nacht auf die Jagd und machte den Nagern den Garaus. So wurde die Katze als Mäuse- und Rattenfänger der treue Begleiter des Menschen im Alten Ägypten. Mehr als der Hund galt sie als gottgeliebtes Geschöpf. Wehe dem, der eine Katze verletzte oder tötete: hierauf stand die Todesstrafe. Die Katze galt als Heiliges Tier, ihre Ausfuhr war verboten und auf Katzenschmuggel stand ebenfalls die Todesstrafe.
 
 
Über die Grenzen hinaus
 

Aber irgendwie muss es dennoch gelungen sein, Katzen außer Landes zu bringen. Den phönizischen Seefahrern waren die ägyptischen Gesetze egal, und sie importierten von ihren Handelsfahrten Katzen nach Kreta und Süditalien, das damals eine griechische Kolonie war.
Auch im Alten Rom wurde die Katze als Ratten- und Mäusefänger geschätzt. Hier musste sie sich erst einmal gegen zwei Konkurrenten durchsetzen: die Schlange und das Wiesel. Beide hatten in puncto Nagerbekämpfung das Sagen. Das Wiesel hatte aber Eigenschaften, die den Römern überhaupt nicht gefielen: es verbreitete einen für Menschennasen unangenehmen Geruch und war zu allem Überfluss war es auch noch ein Hühnerdieb. Hier punktete ganz klar die Katze: sie roch nicht und Hühner waren ihr auch egal. So wurde sie unangefochtene Nummer 1 in der Ratten- und Mäusebekämpfung!

Das Römische Reich weitete sich aus und damit praktisch auch der Lebensbereich für Katzen. Belegt wird dies durch Knochenfunde, wonach ab dem 1. Jahrhundert an Rhein und Donau, ab dem 2.-5. Jh. in Osteuropa und ab dem 9. Jh. in Nordeuropa Katzen vorkamen.

Nach China gelangte die Katze vermutlich als Handelsobjekt (Tauschware) Einzug.
 
Japan erreichte sie per Schiff. Aber nicht als blinder Passagier, sondern als Wächter über heilige buddhistische Schriften. Eine Legende erzählt, dass sie sich in dieser Aufgabe hervorragend bewährte, sodass jede Bibliothek in Japan von Katzen bewacht wurde( Erhard Oeser Seite 81)
 
Auf dem Seeweg kam sie später nach Australien, Neuseeland und Amerika.


Bildnachweise:
Miacis
s. Bildquelle von Mr. Fink unter Creative Commons Lizenz CC-SA 3.0
Säbelzahntiger 
s. Bildquelle von Wallace63 unter Creative Commons-Lizenz CC-SA 3.0
Falbkatze Ausschnitt von
s. Bildquelle aus Meyers-Konversationslexikon 1885-90
Neferirkare-Pyramide
s. Bildquelle von Axel Seedorff unter Creative Commons Lizenz CC-SA/2.0/de
Nil
s. Bildquelle von LJanderson977
Handesrouten der Phönizier
s. Bildquelle




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